Peternelle van Arsdale – Tief im Wald
Kurzbeschreibung
Alys ist sieben, als die Seelenesser eines nachts in ihr Dorf kommen. Am Morgen danach sind alle Erwachsenen tot. Alys und die anderen Kinder müssen fortan in einem Nachbardorf leben, wo die Menschen gläubig sind und das Biest fürchten, das tief im Wald lebt. Doch das Biest ist nicht das, was es zu sein scheint – ebenso wenig wie Alys. Das Mädchen spürt, dass es in seinem Inneren mit den Seelenessern verbunden ist. Als Alys älter und ihre geheime Gabe stärker wird, sehnt sie sich immer mehr nach der Freiheit jenseits des Dorfes. Da schlägt das Schicksal erneut zu, und Alys macht sich auf die gefährliche Reise in den dunkelsten Teil des Waldes …
Quelle: © Heyne Verlag
Meine Meinung
Das Cover dieses Buches hat mich sofort in den Bann gezogen und ich war so mega gespannt darauf, was es letztendlich für mich bereithalten würde.
Der Schreibstil der Autorin hat mich ungemein begeistert.
Sie schreibt sehr eindringlich und fesselnd, aber auch sehr bildhaft.
Es ist wie ein Flüstern im Wind. Eine Dunkelheit die sich immer mehr offenbart und nichts als Trauer und Entsetzen mehr übrig lässt.
Der Einstieg fiel mir sehr leicht. Denn ich hatte das Gefühl ein richtig schön und düsteres Märchen zu lesen und das hat mir hier wirklich sehr gut gefallen.
Von der Lebensweise her würde ich sagen, es spielt im Mittelalter. Es wird in einfachen Hütten gehaust, keine Elektrizität und auch die fahrenden Händler unterstreichen dieses Gefühl.
Im ersten Teil des Buches erfährt man praktisch die Vorgeschichte und diese löste absolute Beklemmung aus. So viele Fragen brandeten in mir auf.
Ich hatte keine Antworten. Nur noch mehr Fragezeichen im Kopf.
Und je mehr ich erfuhr, umso mehr faszinierte mich diese Geschichte.
Peternelle van Arsdale zeigt mit dieser Geschichte, daß Böses nicht gleich Böses ist.
Und Gut nicht automatisch gut sein muss.
Es braucht Nahrung um zu wachsen.
Emotionen um größer zu werden und davon gibt es hier wirklich mehr als reichlich.
Manchmal ist das , wovon wir hören, viel schlimmer , als das was tatsächlich vorgeht.
Ja, der erste Teil hat mich wirklich schockiert, gerade weil jegliche Empathie verloren ging.
Im zweiten Teil geht es dann richtig los und man lernt Alys kennen. Ein siebenjähriges Mädchen, das so unschuldig und rein ist. Das mich sofort berührt hat mit ihrer Art.
Sie verlor ihre Eltern an die Seelenesser.
Ein Verlust der ihr ganzes zukünftiges Leben prägt und sie zu etwas heranwachsen lässt, was ihr Angst macht.
Doch je mehr man in Alys eintaucht , umso mehr spürt man, dass sie anders, das sie einfach Besonders ist.
Die Angst vor den Seelenessern, als auch vor der Bestie ist groß und dennoch ist hier nicht klar zu erkennen, wer gefährlicher ist.
Mich hat diese Thematik mit den Seelenessern wirklich begeistert. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Gefährlichkeit dessen sehr gut aufzuzeigen. Man spürt das Grauen, das sie entfachen.
Aber man spürt auch, daß sie nur Macht haben, wenn man sie Ihnen gibt.
Die Charaktere fand ich insgesamt wirklich toll ausgearbeitet. Ganz besonders Alys ging mir wahnsinnig unter die Haut. Gerade weil sie viel durchzustehen hat und stets darum kämpft ihr eigenes Ich nicht zu verlieren.
Paul hat mich dagegen immer wieder zum lachen gebracht. Andere Charaktere lösten nichts als Wut bei mir aus.
Die Niedertracht und der Egoismus waren förmlich spürbar und jede Sekunde taten mir die Kinder so unglaublich leid und doch bleibt nichts als Hilflosigkeit übrig.
Die Handlung war unglaublich spannend und gut strukturiert.
Das Buch selbst ist in 5 Teile gegliedert. Überwiegend begleitet man Alys , aber auch einzelne Passagen aus der Sicht der Seelenesser erfährt man hier. Etwas was die Spannung und die Ausweglosigkeit nur noch mehr unterstrich.
Mitunter stellt sich die Frage ob man Ihnen überhaupt entkommen kann.
Man erfährt so viel und gleichzeitig bangt und zittert man mit Alys mit.
Eine Alys die mit ihrer inneren Zerrissenheit zu kämpfen hat.
Die Geschichte entwickelte eine Dimension , die ich nicht erwartet habe.
Emotionen werden zur Qual. Ja zur Verderbnis.
Fühlen zu einem hohen Gut.
Eine Geschichte die so nach Angst und Wut schmeckt, das einem Angst und Bange wird.
Der Verlauf war für mich überraschend und hat wirklich toll zur Geschichte gepasst.
Das Grauen das man hier spürt, fühlt sich sehr intensiv und beklemmend an. Man ruht nicht eher, bevor man die letzte Seite gelesen hat.
Ein Roman , der nicht mit Tempo und Action punktet.
Vielmehr spielt sich alles im Untergrund ab.
Was mir persönlich etwas gefehlt hat, war mehr Hintergrundwissen. Ebenfalls war es etwas für mich seltsam, das Ganze aus der Sicht eines Kindes zu erfahren. Ja, es ist wichtig für die Geschichte. Aber ich hatte mitunter nicht das Gefühl, als wäre Alys ein Kind. Sie handelt zu erwachsen, zu reif für ihr Alter.
Letztendlich ein wirklich geniales Werk, das mich trotz kleineren Schwachstellen vollkommen begeistert und mitgerissen hat.
Manchmal ist der eigentliche Glaube, alles was uns bleibt.
Fazit
„Tief im Wald“ ist eine toll ausgearbeitete und sehr düstere Story , die mich absolut begeistert und mitgerissen hat.
Mystisch, beklemmend und voller Abgründe.
Eine Story die Gänsehaut verursacht und vor allem mit unterschwelliger Spannung punktet.
Manchmal ist der Glaube alles , was uns bleibt und manchmal ist das Böse , nicht das , wofür wir es halten.
So richtig schön zum fürchten und mit einem wirklich gut durchdachten Ende.
Buchdetails
Autor: Peternelle van Arsdale
Titel: Tief im Wald
Originaltitel: The Beast is an Animal
Originalverlag: Margaret K. McElderry Books
Übersetzer: Michael Pfingstl
Teil einer Reihe: /
Genre: Fantasy
Erschienen: 13.Mai 2019
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-31991-2
Seitenanzahl: 384
Preis: Broschiert 14,99€, Ebook 11,99€
Wertung: 4/5
Bildquelle/Cover: © Heyne Verlag