Jack Ketchum / Lucky McKee – Ich bin nicht Sam


Kurzbeschreibung


Patrick wird durch ein Weinen aus dem Schlaf gerissen. Seine Frau Sam liegt zusammengerollt auf dem Boden des Schlafzimmers und schluchzt.
Als er versucht, Sam zu trösten, lässt sie sich nicht von ihm anfassen. Und dann dreht sie sich zu ihm um und sagt mit der unschuldigen Stimme eines kleinen Mädchens: »Ich bin nicht Sam.«
In den folgenden Tagen muss Patrick zusehen, wie seine geliebte Frau eine völlig neue Persönlichkeit entwickelt. Die Frau, die einst Sam Burke war, ist jetzt die fünfjährige Lily …

Packender psychologischer Schrecken. Lieben wir den menschlichen Körper oder die menschliche Seele?

Ketchum und McKee haben mit ICH BIN NICHT SAM ein beunruhigendes kleines Meisterwerk geschaffen.
Quelle: © Festa Verlag


Meine Meinung


Jack Ketchum ist ein sehr beeindruckender Autor, der mich immer wieder aufs Neue überrascht und begeistert. Man weiß nie, was er im Schilde führt. Aber was er tut, geschieht mit unglaublicher Präzision und Intensität. Er packt die Dunkelheit am Kragen und zehrt sie an die Oberfläche.
Intuitiv genau richtig und absolut großartig.
Als jetzt der erste Band der Special Reihe beim Festa Verlag erschienen ist, musste ich es unbedingt lesen. . Jack Ketchum hat diesen ersten Band zusammen mit Lucky McKee verfasst und bin einfach nur begeistert. Wie toll sie miteinander funktionen. Es gibt durchaus Unterschiede, in der Art wie sie schreiben.
Es sind die leisen Töne, die all die Emotionen hinausschreien und zu etwas ganzem machen.

Als erstes muss ich wirklich die wundervolle Gestaltung hervorheben. Das Hardcover ist kleiner als üblich, mit wundervoll gestalteten Buchseiten und einem lila Lesebändchen, was sehr gut mit dem Cover harmoniert.
Der Schreibstil der beiden ist sehr fesselnd, packend und bildhaft. Ich habe es in einem Rutsch inhaliert und saß am Ende schlussendlich ziemlich geschockt da und wusste gar nicht mehr, wo oben und unten ist.

Patrick und Sam sind ein Paar, das sich wundervoll ergänzt. Beste Freunde , Liebende. Einfach eine perfekte Einheit. Kein Band, kann diese tiefe Verbindung zerstören.
Beide habe ich unglaublich ins Herz geschlossen.
Patrick, der ruhige und sanfte. Der niemals die Stimme erhebt und Sam, die durchaus sehr impulsiv und aufbrausend. Ja, emotional werden kann.
Gerade am Anfang habe ich unglaublich viel mit Ihnen gelacht und die Unbeschwertheit genossen.
Bis zu diesem einen Tag, der alles veränderte.
Der mit Unglaube und Fragen anfing und mit einem Schock und Wut endete.

Der Mensch ist ein erstaunliches Individium. Wir schließen unseren Schmerz und unsere Qual ein.
Lassen nichts nach außen dringen und machen es lieber mit uns selbst aus.
Dieser Roman setzt sich damit auseinander.
Er kommt ohne viel Blut und sadistischen Szenen aus. Die wahre Brutalität und der tiefe verborgene Schmerz äußert sich im Inneren.
Denn psychologisch gesehen ist es einfach großartig ausgearbeitet und hat mich damit enorm beeindruckt.
Als Leser fragt man sich immer wieder was mit Sam los ist und findet einfach keine Antworten.
Patrick scheint dies mit völlig Ruhe hinzunehmen und sich damit zu arrangieren.
Doch warum? Man merkt das er Sam unglaublich liebt und ihr helfen möchte.
Doch was verbirgt er?
Welcher Sturm tobt in seinem Inneren und warum lässt er ihn nicht raus?
Mit stoischer Ruhe lauscht man seiner leisen Stimme und erkennt die Tragik, die sich hinter allem verbirgt.
Erst gegen Ende , als auch Sam zu Wort kommt. Spürt man welche Traurigkeit und Wut sich hinter allem verbirgt. Wie sie es schier heraus schreit. In Tränen aufgelöst und fast daran zerbricht.
Es hat mir schier , mein Herz in alle Einzelteile zerlegt. Diese Intensität, die Tragik hat mich unglaublich mitgenommen und ich habe endlich verstanden.
Ich war so unglaublich wütend.
Auf die Umstände, auf Patrick, auf den Schmerz und die regungslose Einsamkeit im Herzen, die endlich ein Ventil gefunden hat.
In Tränen aufgelöst und kaum noch in der Lage etwas zu fühlen oder zu denken.

Was die beiden Autoren hier geschaffen haben, ist einfach unglaublich und kaum mit Worten zu beschreiben. Ich bin noch immer sprachlos und bebe innerlich.
Denn uns werden nicht nur zwei Menschen gezeigt, die sich lieben.
Das Innerste wird nach außen gekehrt und man erfährt mehr über ihre Hintergründe. Was letztendlich auch dazu führte, dass man Antworten erhielt.
Und plötzlich verschieben sich die Dimensionen und Blickwinkel und es ergibt sich ein völlig neues Bild.
Ein Bild, das Grauen, Verletzlichkeit und unbändige Wut zeigt.
Dieser Band kommt nicht ohne Cliffhanger aus. Aber dieser ist leicht auszuhalten und sorgt dafür, daß ich mich sehr auf den Folgeband freue.


Fazit


„Ich bin nicht Sam“ ist sehr mysteriös, tragisch und von Traurigkeit durchzogen.
Ein Roman der ohne offensichtliche Brutalität und Sadismus auskommt.
Hier wird das Innerste nach Außen gekehrt und das auf sehr intensive und bewegende Art und Weise.
Jack Ketchum ist ein Meister seines Fachs. In Kombination mit Lucky McKee ist den beiden ein absolutes Meisterwerk gelungen, das mein Herz in alle Einzelteile zerlegt hat.
Ich bin unglaublich beeindruckt, erschüttert und brauche unbedingt mehr davon.
Ein absolutes Highlight.


Buchdetails


Autor: Jack Ketchum, Lucky McKee
Titel: Ich bin nicht Sam
Originaltitel: I´m not Sam
Übersetzer: Thomas Schichtel
Teil einer Reihe: Festa Special
Genre: Horror, Thriller
Erschienen: November 2019
Verlag: Festa Verlag
ISBN-10: ohne ISBN
Seitenanzahl: 176
Preis: Gebundene Ausgabe 18,99€ (nur im Festa Shop erhältlich), Ebook 4,99€
Wertung: 5/5
Bildquelle/Cover: © Festa Verlag

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Ein Kommentar

  • Nicole

    Hallo Susi,

    was bin ich froh, dass ich deine Rezension soeben gefunden habe! Dieses Schätzchen hätte ich tatsächlich übersehen. Es klingt wahnsinnig gut und richtig schön gruselig. Ich habe von dem Autoren-Duo „Scar“ gelesen, und das hat mir damals extrem gut gefallen.

    Liebe Grüße & schönes Wochenende,
    Nicole

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