Jutta Maria Herrmann – Stirb, Schwesterlein


Kurzbeschreibung


Mein Name ist Nele.
Ich fürchte, ich habe meine Schwester getötet.

Doch lasst mich von vorne beginnen: Vor einigen Tagen habe ich einen faszinierenden Mann kennengelernt. Severin gefiel mir von der ersten Sekunde an, obwohl ihn eine Aura umgab, von der ich mich bedroht fühlte. Meine Schwester Jella warnte mich gleich vor ihm. Dabei war sie ihm nie begegnet. Oder kannte sie ihn in Wirklichkeit doch? Was verbarg sie vor mir? Ich durchstöberte die Unterlagen unseres Vaters, stieß dabei immer wieder auf Jellas Namen und begriff, dass auch er mir all die Jahre etwas verschwiegen hatte. Was hatten mein Vater und meine Schwester mit dem Mord an dem Mädchen zu tun, dessen Leiche vor Kurzem im Wald entdeckt worden war?
Als mir endlich klar wurde, wie falsch ich mit meinen Vermutungen lag, hatte das Unheil bereits seinen Lauf genommen.
Quelle: © Jutta Maria Herrmann


Meine Meinung


Endlich ein neuer Psychothriller von Jutta Maria Herrmann. Natürlich wurde nicht lange gefackelt und ich habe ihn mir direkt zur Brust genommen.

Wie gewohnt ist ihr Schreibstil wieder unglaublich fesselnd und einnehmend.
Die Atmosphäre ist sehr drückend und beklemmend, dabei hat man unweigerlich das Gefühl, in einer endlosen Schwere und Stille gefangen zu sein.
Man erfährt hierbei alles aus Neles Sicht.
Nele ist ein sehr einnehmender, aber auch schwieriger Charakter. Man könnte sagen, bei allem, was sie tut, steht sie sich selbst im Weg.
Dabei handelt sie manchmal so kopflos und naiv, dass ich sie einfach nur noch schütteln wollte. Darüber hinaus lässt sie niemanden wirklich an sich heran.
Auch die Nebencharaktere sind wieder gut ausgearbeitet. Dabei weiß man niemals wirklich, was man von ihnen halten soll.
Ich kann auch nicht sagen, dass ich jemanden sympathisch fand. Dafür geben sie zu wenig von sich preis.

Puh, der Einstieg hat mich schon sehr zermürbt. Held, der ich bin, hab ich den Klappentext natürlich nicht gelesen.
Dadurch war die Verbindung zwischen Jella und Nele für mich eine unglaubliche Überraschung.
Jella war seltsam, wie ein Schatten, der nie wirklich ankommt. Aber genau das ist auch Nele. Denn die Vergangenheit hat sie in eine endlose Leere und die damit verbundene Einsamkeit gerissen und das spürt man mehr als deutlich.
Wie man wirklich lebt, weiß sie eigentlich gar nicht. Sie existiert nur noch.
Es war unglaublich schwer, leise und drückend.
Erst im weiteren Verlauf konnte Nele aus ihrer Lethargie gerissen werden und das in einer Art und Weise, die wirklich sprachlos macht.
Denn plötzlich wurde sie völlig aus dem Nichts zu einer Gejagten gemacht.
Doch hat sie die Kraft um ihr Leben zu kämpfen oder hat sie längst aufgegeben?

Die Grundthematik hat mir unglaublich gut gefallen. Es ist schwer loszulassen und neu anzufangen.
Nele hadert ununterbrochen mit sich. Möchte sie doch ihre sichere Zuflucht nicht verlassen und schließlich siegt die Neugier.
Sie muss wissen, was mit Jella wirklich passiert ist.
Besonders auf der psychologischen Ebene geht es unglaublich tief und herzzerreißend zu.
Vom menschlichen Aspekt her bin ich einfach nur erschüttert, was sich hier herauskristallisiert hat.
Jugendlicher Leichtsinn und Sorglosigkeit.
Arroganz und selbst erwählte Machtspielchen.

Hier entpuppt sich ein vielschichtiges Psychospiel, das förmlich erstarren lässt.
Man kommt quasi kaum zum Luft holen, weil ständig etwas passiert und immer wieder die Richtungen gewechselt werden.
Darüber hinaus kämpft Nele auch mit sich selbst und ihrer Vergangenheit.
Die Auflösung war wirklich schockierend und mit solch maßloser Überheblichkeit und Arroganz behaftet, dass ich einfach nur an die Decke hätte gehen können.
Jutta Maria Herrmann konnte mich auch hier wieder unglaublich begeistern.
Sie agiert mit sehr viel Feingefühl und Sensibilität, geht aber auch sehr direkt und gezielt vor.
Eine sehr tragende Story, die aufzeigt, dass du immer loslassen musst, um dich nicht selbst zu zerstören.


Fazit


„Stirb, Schwesterlein“ von Jutta Maria Herrmann ist ein sehr tiefgreifendes und emotionales Werk, dass sehr an die Nieren geht und nicht einen Moment loslässt.
Beklemmend, leise und ausweglos.
Eine Story, die unglaublich still und tragend ist, sich jedoch auf bahnbrechende Art und Weise weiterentwickelt.
Es zeigt auf, dass du loslassen musst, wenn du dich nicht selbst verlieren möchtest.
Unbedingt lesen. 


Buchdetails


Quelle: © Jutta Maria Herrmann

Autor: Jutta Maria Herrmann
Titel: Stirb, Schwesterlein
Teil einer Reihe: /
Genre: Psychothriller
Erschienen: 01.Mai 2023
Verlag: Independently published
ASIN: B0C317PY2P
ISBN-13: 979-8392537686
Seitenanzahl: 303
Preis: Taschenbuch 11,99€, Ebook 2,99€ (für kurze Zeit, danach 3,99€)
Wertung: 5/5
Bildquelle/Cover: © Jutta Maria Herrmann

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