[Rezension] Craig Johnson – Longmire: Bittere Wahrheiten

Autor: Craig Johnson
Titel: Longmire: Bittere Wahrheiten
Originaltitel: The Cold Dish
Übersetzer: Patrick Baumann
Teil einer Reihe: Longmire: Band 1
Genre: Thriller
Erschienen: 22. Juni 2017
Verlag: Festa
ISBN: 978-3865525505
Seitenanzahl: 512
Preis: Taschenbuch 12,95€, Ebook 4,99€
Wertung: 5/5

Bildquelle/Cover: © Festa Verlag 

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Als die Leiche von Cody Pritchard gefunden wird, weiß Walt Longmire, seit 25 Jahren Sheriff in Absaroka County, Wyoming, dass echte Schwierigkeiten auf ihn zukommen.
Zwei Jahre zuvor hatten Cody und drei seiner Schulfreunde ein Cheyenne-Mädchen vergewaltigt. Cody wurde in der Nähe des Indianer-Reservates erschossen. Hat dort jemand mit einem Rachefeldzug begonnen? Es scheint so.
Und nun ist es Longmire selbst, der zwischen den übrigen Jungen und einem Sharps-Gewehr steht …

Longmire ist der unerschütterliche Sheriff aus den Thrillern des Bestseller-Autors Craig Johnson. Vorlage der mitreißenden Netflix-Serie.

Craig Johnson schildert sehr überzeugend die atemberaubende Weite des modernen amerikanischen Westen und seine schrulligen Figuren sind unvergesslich.

Quelle: © Festa Verlag

Für mich ist es das erste Buch des Autors und ein unvergessliches Leseerlebnis.

Zunächst brauchte ich jedoch etwas um in die Geschichte hineinzukommen. Es ist keins dieser Bücher, in denen die Emotionen überhand nehmen oder das Adrenalin durch die Adern peitscht.
Es ist anders, lebendiger und authentischer.
Man wird langsam und mit sehr viel Sorgfalt in die Welt , die Grundhandlung und die Charaktere hineingeführt.
Craig Johnson schreibt sehr detailliert und bildgewaltig. Seine Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, man entdeckt und ergründet sie und das mit jeder Seite mehr.
Sie sind mit Ecken und Kanten behaftet, was sie umso greifbarer macht.
Was jedoch besonders hervorsticht, ist das Setting. Rauh, wild und von einer ungeahnten Weite behaftet. Obwohl man unter so vielen Menschen lebt, hat man das Gefühl , allein zu sein und sich selbst auf Entdeckungsreise zu begeben.

Der fließende und stark einnehmende Schreibstil machte es mir recht leicht, mich in der komplexen Handlung zurechtzufinden.
Obwohl die Kapitel recht lang sind, beeinträchtigt dies nicht den Lesefluss. Zu meiner Schande muss ich gestehen, daß ich das Buch viel zu schnell ausgelesen habe.
Man wird hier in einen Sog gezogen, gegen den man einfach nicht ankommt.

Im Fokus des Ganzen steht Sheriff Longmire, was ja eigentlich auch schon der Titel verrät. Aus seiner Sicht erfahren wir das Ganze auch. Mir hat das ausnehmend gut gefallen. Denn auf diese Art und Weise konnte ich nicht nur Walt kennenlernen, sondern begab mich zusammen mit ihm auf Spurensuche.
Denn der Tod von Cody Pritchard wirft einige Fragen auf. Schnell wird klar, dass es verzwickter und schwieriger wird, als man denken würde.
Liegt es mit der Vergewaltigung zusammen, in die Pritchard 2 Jahre zuvor verwickelt war?
Hat womöglich jemand einen Rachefeldzug gestartet?

Ganz ehrlich, am Anfang war ich hin- und hergerissen. Habe mich erstmal darauf konzentriert, alles kennenzulernen und zu entdecken.
An Walts Seite fiel mir das nicht allzu schwer. Zumal ich mich auch wirklich gut in die Charaktere, aber besonders in Walt hineinversetzen konnte. Man kann sich leicht mit den Charakteren identifizieren und erwischt sich immer wieder dabei, wie man sich selbst in den Dialogen verliert.
Mit der Zeit erfährt man immer mehr über die Hintergründe. Es tun sich neue Spuren und Erkenntnisse auf.
Dabei wirft man auch immer wieder Blicke in die Vergangenheit, was sehr aufschlussreich ist.
Von der Spannung her empfand ich es zwar als etwas ruhig, aber als sehr gut durchdacht.
Es wurde zwischenzeitlich auch actionreicher und einen Hauch emotionaler.
Aber was ich hier besonders mochte, ist der Humor. Nicht leicht und impulsiv. Sondern teilweise sarkastisch und rauh, was wirklich gut zu den Charakteren passt.
Obwohl man hier viele Charaktere kennenlernt, kann man sich gut in sie hineinversetzen. Besonders Lonnie blieb mir sehr gut im Gedächtnis, was vielleicht an seiner etwas eigenen Art liegt, die etwas verschrobenes und verlorenes an sich hat.
Aber auch Melissa ging mir unter die Haut. Ihr ganzes Sein, hat mich berührt und zu gern hätte ich noch mehr über sie erfahren.
Die Grundthematik wird sehr gut aufgezeigt und hat in mir die verschiedensten Emotionen ausgelöst. Ich war wütend, traurig und oft hat es mich einfach auch runtergezogen.

Die Handlung selbst ist sehr abwechslungsreich und komplex gehalten. Größtenteils ermittelt man zusammen mit Walt, aber gleichzeitig spürt man auch sein Herzblut und seine Hingabe.
Walt ist kein einfach Charakter, er trägt sehr viel mit sich herum, aber gleichzeitig merkt man auch , was in ihm vorgeht. Was ihn zu dem Menschen macht, der er letztendlich auch ist.
Es war zu keiner Zeit vorhersehbar, was mir gut gut gefallen hat.
Stattdessen webt der Autor geschickt Wendungen ein, die man überhaupt nicht
erwarten würde und die zugleich ihre ganz eigenen Geschichten erzählen.
Er zwang mich damit zum umdenken und führt mich damit das ein oder andere Mal ziemlich in die Irre.
Merklich verschoben sich für mich die Blickwinkel, da man sich in die verschiedenen Charaktere hineinversetzt.
Es ergeben sich immer mehr Wahrheiten, die manchmal vielleicht nicht gefallen, aber Licht ins Dunkel bringen.

Das Adrenalin zog immer mehr durch meine Adern. Es gab Momente, die mich manchmal erschütterten, aber an anderer Stelle durchzog mich Wärme, was es teilweise etwas leichter macht.
Insbesondere das letzte Drittel empfand ich als sehr bewegend, aber auch als schlüssig.
Anfangs hatte ich sehr viel Fragen im Kopf, die sich aber letztendlich klärten.
Hierbei möchte ich anmerken, das es nicht allzuviele Thrillerelemente gibt, es ist eher ruhig und gemächlich und schafft es mit der unterschwelligen Spannung zu überzeugen.

Schlussendlich ein Thriller der sich nicht durch hohes Tempo auszeichnet. Dafür ist er sehr tiefgründig unddetailreich, wunderbar ausgearbeitet, man fühlt sich einfach, als wäre man ein Teil davon.
Es weckt Sehnsucht und man würde sich am liebsten aufmachen , um selbst alles zu erkunden.

Ein sehr gelungener und facettenreicher erster Band, der Lust auf mehr macht und gleichzeitig ein Buch bei dem man sich einfach wohlfühlt.

Mit Walt Longmire hat Craig Johnson einen sehr eindrucksvollen Sheriff geschaffen.
Der erste Band ist verzwickt, voller Erkenntnisse und einem ganz speziellen Humor, den ich ganz besonders mochte.
Aber besonders das Setting ist atemberaubend. Rauh und wild, passender könnte es nicht sein.
Ein Abenteuer das es in sich hat und mich in einen unglaublichen Sog zog.
Unbedingt lesen.

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