Andrea Reinhardt – Gläserne Hölle
Kurzbeschreibung
„Wir sind seine Puppen in einem irren Theaterspiel.“
Stell dir vor, du wachst in einem Zimmer auf. Die Wände bestehen aus Glas. Du blickst hindurch und siehst nichts als Dunkelheit. Doch du spürst, dass da jemand ist. Und du begreifst, dass du Opfer eines Wahnsinnigen bist.
Kriminaloberkommissar Konrad Malter und seine Partnerin Susanne Liebert werden zu einem Grab im Koblenzer Stadtwald gerufen. Jemand hat die Leichen wie eine sich liebende Familie drapiert. Während der Ermittlungen wird klar, dass sie es mit einem Serienkiller zu tun haben.
Sie müssen schnell sein, denn er hat bereits eine neue Familie in seiner Gewalt.
Quelle: © Andrea Reinhardt
Meine Meinung
Stille. Demütigung.Grauen. Wut.
Glas.
So zerbrechlich, so bedeutsam.
Tränennasse Augen und dazwischen Entsetzen und Unglauben.
Verstehen. Aus dieser Hölle gibt es kein entkommen.
Niemals. Nicht jetzt. Nicht morgen. Niemals.
Mein erstes Buch der Autorin und ich war einfach unglaublich gespannt darauf.
Sie schreibt sehr einnehmend, bildhaft und unheimlich fesselnd. Ich konnte es nicht einen Moment aus der Hand legen. Weil die Spannung einfach so immens hoch war.
Die Einleitung des Ganzen hätte beängstigender und grauenvoller kaum sein können.
Denn man wird sofort mit den Opfern konfrontiert, die unvorstellbares ertragen müssen.
Sie werden deutlich in den Fokus gehoben. Man erfährt mehr über sie und ihre Hintergründe. Auf diese Art bindet man sich emotional sehr stark an sie und fiebert unglaublich mit Ihnen mit.
Mir gingen diese Einzelschicksale wirklich ans Herz. Weil extrem viel Qual, Angst und Verzweiflung drinsteckt und man gerade diesen Aspekt in jeder verdammten Sekunde unglaublich intensiv erlebt.
Da ist diese Taubheit, die quälende Ohnmacht, dem Ganzen nichts entgegensetzen zu können.
Diese unheilvolle Tragik und Traurigkeit, dass dem Ganzen jegliche Hoffnung nimmt.
Doch es geht hier nicht nur um die Opfer. Denn es ist ein sehr dehnbarer Begriff.
Was macht sie zu Opfern?
Entführung, Mißhandlungen , Gewalttaten?
Das es nicht ganz so einfach ist, lernt man hier verdammt schnell.
Das hat mir hier auch besonders gut gefallen. Denn tatsächlich stellt Andrea Reinhardt eine ziemlich interessante Frage in den Raum. Die mich unentwegt beschäftigt hat.
Wir sehen nicht nur eine menschenunwürdige Situation. Um ehrlich zu sein, war es grausam, perfide und kaum mit Worten zu beschreiben.
Viel schwerer wiegt jedoch die psychologische Komponente. Wie sich das Ganze auf die Charaktere auswirkt. Nach außen und nach innen.
Und daneben haben wir auch zwei überaus sympathische Ermittler. Die alles geben, aber auch mit ihren eigenen Dämonen zurechtkommen müssen. Stück für Stück erfährt man dabei mehr aus ihrem Leben und versteht, was sie umtreibt. Die Ermittlungsarbeit hat mir dabei sehr gut gefallen. Aber sie liegt doch eher im Hintergrund, was ich hier großartig fand.
Im Laufe der Handlung rücken immer mehr Puzzleteilchen an ihren Platz und es ergibt sich ein sehr komplexer Kriminalfall, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Denn was hier zum Vorschein kommt hat mich sprachlos gemacht. Diese Brutalität und Perfidität dahinter. Dieses Kalkül, die Berechnung. Die fehlende Empathie.
Ohne Frage muss jeder mit seinem Leben zurechtkommen und das Beste daraus machen. Aber letztendlich entscheidet jeder selbst, in welche Richtung dies geht.
Und da ist leider schon meine Kritik. Denn der Täter selbst blieb für mich zu unscheinbar. Wenig greifbar. Wie ein Phantom, der im Hintergrund agiert, aber nicht zu fassen ist.
Ich hätte mir da noch mehr Details gewünscht. Denn einiges blieb für mich leider angesagt.
Dafür haben mich die anderen Charaktere absolut begeistert. Sie haben gekämpft, nie aufgegeben und sich einfach mit der Story weiterentwickelt. Sich ihren Dämonen und Ängsten gestellt und gezeigt, dass sie nicht kleinzukriegen sind.
Dabei erfährt man auch die unterschiedlichsten Perspektiven. Zumeist werden dabei die Opfer hervorgehoben. Was die Beklemmung beim Leser nur noch verstärkt.
Währenddessen lebt die Story von einigen Wendungen, die dem Ganzen eine völlig neue Dimension verleihen.
Bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar. Aber wie so oft, trügt auch hier der Schein.
Und am Ende kommen Dramatik und Tragik ins Spiel und eine Situation, die erschüttert und gleichzeitig zum nachdenken bringt.
Mir hat die Story unglaublich gut gefallen.
Denn hier wird intrigiert und manipuliert, was das Zeug hält und dazwischen diese düstere und nervenzehrende Atmosphäre.
Eine Story die nach Rache dürstet und Gerechtigkeit verlangt. Wir sehen Seelen die zersplittern und nie wieder heilen können.
Der Autorin ist hier ein sehr interessanter und unglaublich spannender Thriller gelungen.
Er hat mich beschäftigt, ging mir unter die Haut.
Mir persönlich hätte es noch etwas besser ohne Ermittler gefallen.
Denn das hätte die Intensität, diese Dramatik und Hoffnungslosigkeit noch mehr hervorgebracht.
Fazit
„Gläserne Hölle “ ist ein beängstigendes Schauspiel, das direkt ans Herz und an die Nieren geht .
Ein großartiger Thriller, der unentwegt beschäftigt und eine sehr wichtige Frage in den Raum stellt.
Unbedingt mehr von der Autorin.
Buchdetails
Autor: Andrea Reinhardt
Titel: Gläserne Hölle
Teil einer Reihe: /
Genre: Thriller
Erschienen: 25. April 2020
ASIN: B086PFRSLD
Seitenanzahl: 289
Preis: Ebook 0,99€ (Einführungspreis)
Wertung: 4/5
Bildquelle/Cover: © Andrea Reinhardt