Bleib Du – Interview mit Carolin Wahl

 

Guten Morgen ihr Lieben,

 

Seit geraumer Zeit läuft die Aktion #BEIBDU. Eine Aktion , die sich rund um das Thema Mobbing dreht.
Eine Thematik, die unglaublich groß ist.
Ob als Opfer, Täter oder sei es im Umfeld eines Betroffenen. Ich denke, jeder ist schon auf die ein oder andere Art mit dieser Thematik in Verbindung gekommen.
Sei es dadurch, das man in der Schule ausgegrenzt oder auch mal direkt verbal angegriffen wurde.
Dies kann die unterschiedlichsten Auswirkungen haben.
Sie können relativ harmos sein, in dem man sich zurückzieht. Aber es kann auch ernste Konsequenzen wie z.b. Suizid nach sich ziehen.
Und weil es wirklich unglaublich wichtig ist, nicht wegzuschauen, wurde diese Aktion ins Leben gerufen.
Sie lebt durch den Austausch mit Dir und wird von vielen Verlagen, Bloggern und Autoren unterstützt.
Die Aktion läuft im Zeitraum vom 29.04. – 15.6., also sind wir quasi schon fast am Ende angelangt.
Wobei das ja nicht ganz richtig ist, denn es ist immer brandaktuell und auf folgender Seite könnt ihr auch noch vieles dazu nachlesen.
Vielleicht führt es dazu, das man einmal darüber nachdenkt und vielleicht auch einmal eingreift und nicht wegschaut.

Mehr zur #BLEIBDU Aktion ⇒ #BLEIBDU

Bei mir gibt es heute ein Interview mit Carolin Wahl.
Mit „Staat X: Wir haben die Macht“ hat die Autorin ein gesellschaftkritisches Werk geschaffen, das die Frage in den Raum stellt: Greifst du ein oder schwimmst mit dem Strom und schaust weg?
Wie sehr verändert sich etwas in einem selbst, wenn man eine bestimmte Position bekleidet?
Kann man auch für die einstehen, die keine Stimme haben?
Für mich war das eine äußerst interessante Lektüre, die mich wirklich sehr überraschen und auch ein Stück weit aufrütteln konnte.Hier kommt ihr zu meiner Rezension ⇒ Staat X: Wir haben die Macht
Doch wie kam Carolin eigentlich dazu, genau über diese Thematik ein Buch zu schreiben?
Das alles erzählt sie im Interview.


Das Interview


In der Buchwelt bist du längst keine Unbekannte mehr. Zuletzt jedoch mehr im Fantasy Bereich.
Mit Staat X betrittst du eine völlig andere Liga.
Was hat dich dazu veranlasst dieses Buch zu schreiben?

Es war schon lange mein Wunsch, wieder ein Jugendbuch zu schreiben und meine Agentin und ich haben oft diskutiert und überlegt, mit welcher meiner Ideen ich diesen Schritt dann langfristig einleiten soll. Letztendlich ist die Wahl auf »Staat X« gefallen, einfach, weil ich das Gefühl hatte, diese Geschichte am dringendsten erzählen zu wollen. Die Idee ist daraus entstanden, dass ich es liebe, aus mehreren Perspektiven zu schreiben und selbst das Projekt »Schule als Staat« an der Schule hatte, als ich noch jünger war. Ich fand die Frage spannend, wie die einzelnen Figuren in ihren Rollen reagieren und mit der neuen Situation umgehen …

Ich fand die Idee von Schülern in Form eines Projektes, einen eigenen Staat aufbauen zu lassen wirklich sehr interessant. Aber durchaus auch beängstigend.
Denn du sprichst hier Dinge an, die nicht realitätsfern sind und auch deshalb wirklich aufrütteln.
Sei es nun Manipulationen, die Gier nach mehr und auch Machtmissbrauch kommt dabei zum Zuge.
Was persönlich war dir besonders wichtig dabei aufzuzeigen?

Mir war es sehr wichtig, eine möglichst authentische Geschichte zu schreiben, in der die Figuren und ihre Intensionen im Mittelpunkt stehen. In den seltensten Fällen ist jemand einfach grundlos böse, sondern ein Ergebnis seines Umfelds, Erziehung, Einflüssen, Erfahrungen.
Ursprünglich war eine Überlegung, völlig fremde Figuren in »Staat X« aufzunehmen – aber das nimmt irgendwie den Reiz des Projekts. Das für mich spannende war die Tatsache, dass sich die Personen untereinander schon kennen und sich während des Projekts trotzdem verändern und anders verhalten, als sonst …
Ich wollte wissen, was das Projekt aus den Figuren herausholt.

Wenn man eine höhere Machtposition vertritt, was denkst du, wieviel Menschlichkeit steckt dann im Laufe der Zeit noch in einem?

Das ist eine schwierige Frage und sehr stark von der Person abhängig, welche Werte jemand vertritt, was einem wichtig ist, für was man einsteht…
Ich glaube, man kann das auch nicht pauschalisieren. Mehr Macht bedeutet natürlich auch mehr Verantwortung, aber gleichzeitig auch mehr Aspekte, die man berücksichtigen muss und die sich vielleicht oftmals für einen gar nicht erschließen.

Etwas was mir tatsächlich auch aufgefallen ist. Bei den Schüler herrscht vereinzelt extrem hohe Gewaltbereitschaft. Was auch zu Dingen wie Mobbing, Ausgrenzung und eben auch Gewalt führen kann.
Was denkst du, wie man sich am besten davor schützen und sich dagegen wehren kann?

Tatsächlich glaube ich, dass es auch ein Lernprozess ist. Nicht jeder ist sehr extrovertiert, äußert seine Meinung und schafft es, sich von anderen Abzugrenzen. Es hilft im Hinterkopf zu behalten, dass Schule nicht alles ist. Es gibt immer ein Danach und es geht weiter. Aber auch hier: jeder ist anders und man kann es nicht pauschalisieren, für den einen hilft es, sich bewusst zu machen, dass die Schulzeit irgendwann vorbei ist. Für den anderen ist es vielleicht eine Hilfe, einfach keinen Wert auf die Meinung von anderen zu legen. Aber nicht jeder kann das…
Deswegen ist die Frage auch so schwierig zu beantworten, weil ich denke, dass jeder einfach seinen Weg und seine Lösung finden muss.

Foto: Sanela Selimovic/PicturePeople Stuttgart Quelle: https://www.loewe-verlag.de/

Bist du selbst schon mit Mobbing in Berührung gekommen?

Nicht bewusst, oder nicht so, dass es mir in Erinnerung geblieben wäre. Natürlich gab es die ein oder andere Situation, in der man etwas doof von der Seite angemacht wurde, aber manche Dinge gehören zum Lernprozess dazu. Ich war lange Zeit niemand, der sich in banalen Alltagssituationen eingemischt hat. Zum Beispiel, wenn sich jemand in der Bäckerei bewusst vordrängelt, hätte ich nie gesagt: »Sie haben sich vorgedrängelt« – das hat sich mittlerweile geändert. Wenn ich das Gefühl habe, in einer ungerechten Situation zu sein, oder wenn Jemandem etwas Ungerechtes passiert, dann äußere ich mich.

Mir hat es großen Spaß gemacht dein Buch zu lesen. Es ist doch in gewisser Weise sehr politisch, aber nicht nur. Interessierst du dich allgemein für diesen Bereich?

Vielen Dank, das freut mich sehr zu hören! Ich verfolge gerne Debatten, lese Nachrichten und versuche mich in politische Themen einzudenken bzw. sie zu verstehen, wie z.B. die Zusammenhänge des Brexits. Allerdings auf einer laienhaften Basis, ich verstehe wahrscheinlich nur einen Bruchteil von den Inhalten…

Und nun werde ich noch etwas persönlicher.
Was bist du für ein Mensch?
Wie würdest du dich charakterisieren?

Oh, gute Frage. Das fällt mir immer sehr schwer. Aber ganz kurz: ich bin eine kontrollierte Chaotin, Serienjunkie, liebe es, neue Gerichte auszuprobieren und koche für mein leben gern. Außerdem lege ich mehr Wert auf innere Ausgeglichenheit, als auf äußeren Perfektionismus, lache gerne, viel und laut.

Welchen Berufswunsch hattest du als kleines Mädchen?
„Irgendwas mit Tieren“ stand, glaube ich, das ein oder andere Mal in einem Freundschaftsalbum, gefolgt von „Polizistin“, einfach, weil das immer so aufregend klang und ich das Gefühl hatte, in dem Beruf besonders viel zu erleben.

Als nächstes erscheint wieder ein Fantasybuch von dir.
Könntest du dir auch vorstellen im historischen Bereich oder im Thriller Bereich zu schreiben?
Im historischen Bereich könnte ich es mir auf jeden Fall vorstellen, weil ich ja auch Geschichte studiert und da auch einige Ideen zu Büchern oder historischen Figuren gesammelt habe, über die man schreiben könnte. Ich finde die russische Geschichte wahnsinnig faszinierend, gerade auch die Zarenzeit, die ja auch enge Verknüpfungen mit Stuttgart, meiner Heimatstadt hat – was ich ja immer sehr spannend finde!
Thriller stehen tatsächlich eher hinten an, dafür fehlt mir die Inspiration und die Muse, aber ich lese sie sehr gerne – zum Beispiel die Amish-Reihe von Linda Castillo, die begleitet mich schon seit Jahren…

Es gibt Menschen, die lernen schreiben und dann gibt es Menschen, die leben es und es ist etwas, was sie einfach ausmacht.
Zu welcher Kategorie gehörst du?
Zur zweiten Kategorie: ich glaube, mich gab es schon in der Schule nicht ohne, dass ich meine Kurzgeschichten oder Romananfänge geschrieben habe. Das war schon immer ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens und hat sich nie geändert.

Mist,so wenig Zeit und ich würde so gerne noch mehr fragen. Aber eines interessiert mich noch: Was ist deine Lieblingszene aus Staat X?
Ohne jetzt zu spoilern: aber ich mag die Melina-Szene in der Turnhalle, ganz zum Schluss des Buches. Weil es einfach zeigt, dass die Dinge nicht so sind, wie es oftmals scheint und Stärke nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist.

Liebe Carolin, ich danke dir sehr, das du dir Zeit für mich genommen hast und vor allem danke ich dir, das du dieses Buch geschrieben hast.
Denn es sorgt dafür, das man über gewisse Dinge nachdenkt und vielleicht auch sein Handeln überdenkt.


Staat X: Wir haben die Macht von Carolin Wahl


Spannend und authentisch setzt sich Carolin Wahl mit politischen Systemen und Herrschaftsmechanismen auseinander und spricht in Staat X brandaktuelle gesellschaftliche Themen wie Wahlmanipulation, Pressefreiheit, Populismus und die MeToo-Debatte an. Eine Geschichte, die nicht nur als Warnung dient, sondern auch bestens unterhält. Ein Muss für alle Leser, die Die Welle nicht aus der Hand legen konnten!

Zwei Jahre lang haben die Schüler auf Staat X, das große Schulprojekt, hingearbeitet. Jetzt werden die Türen geschlossen. Die Lehrer ziehen sich zurück. Wer bekommt die begehrten Posten in der Politik, in der Justiz und in der Wirtschaft?
Adrian, Melina, Vincent und Lara freuen sich darauf, ihre Rollen einzunehmen, jeder von ihnen mit einer ganz eigenen Sicht auf Staat X. Doch schon bald beginnt es, hinter den Kulissen zu brodeln: Wer hat die wahre Macht über die Geschäfte und Unternehmen? Wer wagt es, die Grenzen zu überschreiten? Als einige Schüler merken, wie leicht die Kontrollinstanzen zu hintergehen sind, nimmt eine bedrohliche Kettenreaktion ihren Lauf …
Quelle: © Loewe Verlag

 

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