[Rezension] Ava Reed – Die Stille meiner Worte
Autor: Ava Reed
Titel: Die Stille meiner Worte
Teil einer Reihe: /
Genre: Jugendbuch, Liebesroman
Erschienen: 9.März 2018
Verlag: Ueberreuter Verlag
ISBN: 978-3764170790
Seitenanzahl: 320
Preis: Gebundene Ausgabe 16,95€, Ebook 14,99€
Wertung: 5/5
Bildquelle/Cover: © Ueberreuter Verlag
„Hannah hat ihre Worte verloren. In der Nacht, als ihre Zwillingsschwester Izzy ums Leben kam. Wer soll nun ihre Gedanken weiterdenken, ihre Sätze beenden und ihr Lachen vervollständigen? Niemand kann das. Egal, was Hannahs Eltern versuchen, sie schweigt.
Um Izzy nicht loslassen zu müssen, schreibt sie ihr Briefe. Schreibt und verbrennt sie. Immer wieder.
Hannah kann der Stille ihrer Worte nicht entkommen. Bis sie Levi trifft, der mit aller Macht versucht herauszufinden, wer sie wirklich ist …“
Quelle:© Ueberreuter Verlag
Es ist nicht das erste Werk, das ich von Ava Reed gelesen habe. Dennoch sticht dieses für mich aus allen bisher erschienenen heraus.Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, es ist ihr bestes.
Sie greift hier eine sehr ernste und schwierige Thematik auf, die beileibe nicht einfach umzusetzen ist. Ihr ist es jedoch gelungen , dieser Geschichte unglaubliche viel Intensität,Kraft und vor allem Atmosphäre zu verleihen.
Sie hat Charaktere ins Leben gerufen , die nicht nur wunderbar ausgearbeitet, lebendig und authentisch sind.
Sie sind sehr ausdrucksstark, verfügen über mehr Schattenseiten, als man annehmen würde.
Es sind Menschen mit denen man sich wunderbar identifizieren und in die man schlichtweg versinken kann. Sie zeigen einfach, du bist nicht allein und wirst es auch niemals sein.
Es ist ein unglaublich trauriges Buch, aber es macht auch sehr glücklich und verfügt über sehr viel Zerbrechlichkeit, Sanftheit und Einfühlungsvermögen.
Eine Geschichte die deswegen so bewegt, weil sie mitten aus dem Leben gegriffen scheint. Wie viele Menschen erleben, was diese Menschen erleben und zerbrechen daran.
Besonders Hannah. Hannah hat mich so sehr berührt. Mit ihrem Schmerz , ihrer Stille und lauten Verzweiflung. Ja , das ist sie. Laut. Denn obwohl Hannah die Worte nach einem Trauma verloren hat. So hört man sie. Sie schreit sie mit all ihrer Kraft heraus. Man spürt die Ruhelosigkeit, die innere Zerrissenheit. Die Trauer. Die sie letztendlich auch ausmacht. Die sie verändert hat.
Man erlebt wie Hannah sich zurück ins Leben kämpft. Wie sie immer mehr daran wächst und doch hat man immer wieder das Gefühl, sie zerbreche letztendlich doch noch daran.
So viel Schwere, das es einem den Atem abschnürt.
Aber neben Hannah habe ich auch Levi und Sarah sehr ins Herz geschlossen. Sie gingen mir mit ihrem Erlebten wahnsinnig unter die Haut. Ich fühlte sie einfach. All die tiefen und starken Emotionen, die in ihnen leben.
Und gerade bei Levi hatte ich das Gefühl , er strahlt unglaubliche Beständigkeit und Ruhe aus.
Er ist der Anker , den man braucht.
Der einen festhält und das Gefühl gibt ,für einen Augenblick, Hoffnung zu bekommen.
Nicht zu vergessen, Mo. Ein ganz besonders wichtiger Charakter, der so unglaublich wichtig für diese Geschichte ist. Jeder, sollte einen Mo in seinem Leben haben.
Ava Reed hat eine sehr gefühlvolle, packende und bildgewaltige Art zu schreiben. Sie legt unheimlich viel Emotionalität in ihre Sprache, so daß man förmlich darin ertrinkt.
Hier erfahren wir die Perspektiven von Levi und von Hannah, was ihnen mehr Raum und Tiefe verleiht.
Die Atmosphäre ist sehr schwer , traurig und düster. Was auch ein Grund ist , das ich das Buch nicht in einem Rutsch lesen konnte.
Es ging einfach nicht. Es hat mich emotional an den Rande des Abgrunds getrieben und immer wieder voller Verzweiflung nach Luft schnappen lassen.
Von Anfang an war es immer Hannah, die mir Rätsel aufgab , die mich grübeln ließ und extrem forderte.
Ich wusste , es ist etwas schlimmes passiert. Aber ich wusste nicht , in welcher Form.
Aber ich wusste, Hannah ertrank darin und alles was ihr blieb, waren Worte und Gedanken in ihrem Kopf.
Die einfach nicht in der Lage sind, sich an die Oberfläche zu kämpfen.
Ich kämpfte mit Hannah , um ihre Stimme. Um ihr Leben. Um sie selbst.
Der stumme Schrei hat mich immer weitergetrieben.
Ich konnte nicht mehr und ging doch immer weiter.
Es zerriss mich.
Ich schrie.
Ich weinte.
Ich litt.
Die Qual , die Ausweglosigkeit.
Die Trauer, der Schmerz.
Und doch ist da ein Licht , das alles heller macht und für das es sich zu kämpfen lohnt.
Es geht um Schuld und Unschuld.
Leben, wenn man eigentlich nicht mehr kann.
Es geht um Verluste, Neuanfänge.
Es geht um Liebe und Vertrauen, in all seinen Facetten.
Es geht darum wieder aufzustehen und weiterzumachen.
Niemals aufzugeben, egal was auch kommen mag.
Es geht um Freundschaft, um Begegnungen.
Was sie auslösen, verändern.
Es ist ein Weg voller Trauer und Schmerz.
Ein Weg der voller Hindernisse ist und doch spürt man wie daraus Stärke und Kraft entsteht.
Die Entwicklung der Charaktere und auch der Handlung ist deutlich spürbar.
Man begreift und verinnerlicht nicht nur was mit den Charakteren vonstatten geht , sondern auch was es mit den Menschen in ihrer Umgebung macht.
Wie sie ebenso kämpfen und leiden.
Man kann unmöglich auch nur ansatzweise beschreiben, was dieses Buch auslöst. Man muss es ganz tief drinnen spüren und erleben.
Schlussendlich ein herausragendes und sehr emotionales Werk , das immer wieder neue Wege offenbart.
Das uns zeigt, gib niemals auf , auch wenn es hoffnungslos erscheint.
Irgendwo gibt es immer ein Licht , für das es sich zu kämpfen lohnt.
Und manchmal braucht man keine Worte um gehört zu werden.
Ava Reed hat nicht nur ein sehr emotionales und tief trauriges Werk zu Papier gebracht.
Sie greift eine Thematik auf, die nicht nur sehr schwer und schmerzhaft ist,sondern die auch sehr gut ausgearbeitet ist und dabei auf ganzer Ebene überzeugt.
Hannah , Levi, Sarah.
Sie alle berühren , bringen zum weinen und schaffen es einfach zum nachdenken zu bringen.
Selbst jetzt find ich keine Worte um dieses bewegende Werk zu beschreiben.
Es ist anders , besonders und voller Veränderung und Ausdruck.
Es hat mich zerrissen , ertrinken lassen und am Ende stand ich wieder auf.
Für mich ein Jahreshighlight schlechthin.