[Rezension] Jutta Maria Herrmann – AMNESIA: Ich muss mich erinnern
Autor: Jutta Maria Herrmann
Titel: AMNESIA – Ich muss mich erinnern
Teil einer Reihe: /
Genre: Thriller
Erschienen: 1.Juni 2017
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3426519974
Seitenanzahl: 304
Preis: Taschenbuch 9,99€, Ebook 9,99€
Wertung: 5/5
Bildquelle/Cover: © Knaur Verlag
„Du hast nichts zu verlieren.
Du hast eine mörderische Wut.
Und du kannst dich an nichts erinnern …
Als die Berlinerin Helen die Diagnose Krebs im Endstadium erhält, ist es ihr einziger Wunsch, sich vor ihrem Tod endlich mit ihrer Mutter auszusöhnen, zu der sie ein schwieriges und distanziertes Verhältnis hat. Bei ihrer Familie in der südwestdeutschen Heimat angekommen, muss sie dann schockiert erfahren, dass ihre schwangere Schwester Kristin von ihrem Ehemann Leon misshandelt wird. Am liebsten würde Helen Leon dafür umbringen, zu verlieren hat sie ja nichts mehr. Aber einen Menschen töten? Helen glaubt nicht, dass sie dazu wirklich fähig ist.
Am nächsten Morgen allerdings ist Leon tot – und Helen, die Medikamente mit schwersten Nebenwirkungen nimmt, hat keinerlei Erinnerung an die vergangene Nacht. Amnesie …
Die deutsche Spannungs-Autorin Jutta Maria Herrmann legt endlich nach und blickt mit ihrem düsteren und psychologisch tiefgründigen Thriller in die menschlichen Abgründe. Ein Psycho-Thriller der Extraklasse!“
Quelle: © Knaur Verlag
Den Schreibstil der Autorin mochte ich schon durch „Hotline“ unheimlich gern, daher habe ich mich sehr auf ihren neuen Thriller gefreut.
Interessant fand ich ich hier , daß sie eine ziemlich ernste Thematik mit Thrillerelementen verbunden hat, nun war ich gespannt darauf, ob sie dies auch gekonnt umsetzen würde.
Man ist auch direkt mitten drin im Geschehen. Dadurch das es ja Helens Geschichte ist, erfahren wir auch ausschließlich ihre Perspektive. Was mir gut gefallen hat, da man sie so sehr gut kennenlernen konnte. Aber man konnte sich auch ein Bild darüber machen, wie sie fühlt, was sie antreibt und wie sie letztendlich mit ihrer Krankheit umgeht.
Helens als Person mochte ich sehr gern. Auch wenn sie etwas unnahbar und traurig wirkte. Doch ich wusste, es gibt auch eine andere Helen.
Doch würde man sie entdecken?
In diesem Thriller spielt Vergangenheit und Gegenwart eine Rolle. Die Vergangenheit hängt wie ein Damoklesschwert über allem und ich musste einfach wissen, was es damit auf sich hat.
Mitunter ist es ziemlich erschütternd, qualvoll und auch auf die ein oder andere Weise traurig.
Sie zeigt eine Frau, die am Ende ihres Weges angekommen zu sein scheint und endlich Ordnung in alles bringen möchte.
Und zugleich zieht sich eine Schlinge unmerklich um ihren Hals zusammen.
Das Ganze ist bewegend, tiefgründig und hat mich immer wieder erschüttert.
Zu Beginn hatte ich vor allem Probleme, weil es mir doch etwas emotionslos erschien. Was aber andererseits nicht wirklich verwundert, wenn man ergründet, wie es in Helens Welt vor sich geht.
Die Spannung war sofort da und so fesselte mich die Autorin mit Helens Seelenpein ganz besonders.
Sofort kommt man in grübeln und ist immer wieder hin- und hergerissen.
Ist sie eine Mörderin oder doch nicht?
Ich wusste stellenweise gar nicht, was ich glauben sollte. Was die Spannung nur noch mehr angezogen hat. Die Autorin schreibt sehr detailreich und zieht uns so immer mehr in Helens Leben hinein. Ich habe wirklich mit ihr gelitten. Was nicht ausschließlich ihrer Krankheit zugrunde lag. Viel mehr hat mich doch das private Umfeld von ihr getroffen.
Wie geht man damit um?
Wie kann man die Kälte und die Unnahbarkeit ertragen?
Kristin, Helens Schwester hat mich etwas aus der Düsternis herausgeholt und ich mochte sie wirklich sehr gern. Stellenweise hat sie dem ganzen etwas Leichtigkeit und auch Lebendigkeit verschafft. Ich wusste, da ist mehr, als man mit bloßen Auge sieht und gleichzeitig hat sie es immer wieder geschafft, mich von meinen Grübeleien abzubringen.
Je mehr ich in der Handlung voranschritt, umso verzwickter und undurchsichtiger wurde alles.
Ich war hin- und hergerissen, wusste nicht mehr , was ich glauben soll.
Bis ich schließlich in meinen Überlegungen glaubte sicher angekommen zu sein. Um dann den nächsten Schock zu erleben.
Ganz ehrlich, ich habe wirklich mit vielem gerechnet , aber damit nicht.
Das hat mich wirklich entsetzt, sprachlos gemacht und ich dachte wirklich, kann das jetzt sein?
Doch je mehr ich darüber nachdachte , umso stimmiger und nachvollziehbarer wurde alles.
Insbesondere Helen hat mich die ganze Zeit nicht losgelassen, ihre Geschichte hat mich wirklich berührt, aber auch zum nachdenken gebracht. Ihre Verzweilfung und ihre Ängste waren für mich gut spürbar.
Das Ende war nicht so, wie ich es erwartet hätte, es hat mir jedoch gut gefallen. Da man so als Leser auch noch miteingebunden wird.
Letztendlich zeigt sie auch hier wieder gute Werte auf. Den Mut sich nicht selbst aufzugeben und nicht leichtfertig zu vertrauen. Bei Helen hatte ich vor allem immer Angst, das sie sich als Person selbst verliert.
„Amnesia“ ist sicher kein herkömmlicher Thriller, dafür ist er überwiegend relativ ruhig gehalten. Die Spannung ist eher unterschwellig spürbar und die Autorin hat ihre ganz eigene Art Thrillerelemente einzusetzen. Gegen Ende jedoch hat sie extrem angezogen, so das meine Nerven wirklich angespannt waren und ich den Nervenkitzel und das Adrenalin mehr als gut spüren konnte.
Daneben macht sie auch auf eine wichtige Thematik aufmerksam und zeigt einfach, das Hoffnung immer da ist, auch wenn es noch so düster erscheint.
Ihre stark einnehmende und auch gefühlvolle Art zu schreiben, passt dazu hervorragend und bringt dem Leser so ziemlich nahe an die Menschen heran.
Die Wendungen die sie eingewoben hat, sind gut platziert und fördern ein enormes Kopfkino zutage.
Mich hat die Autorin mit ihrem Thriller überzeugt. Er ist anders, offenbart einiges und daneben zeigt es wieder auf, wie abgründig die menschliche Seele doch ist.Zudem wirken die Charaktere sehr authentisch in ihrem Wesen und ihren Handlungen.
Ich bin schon sehr gespannt, was sie als nächstes aufs Papier bringt.
„Amnesia“ ist kein herkömmlicher Thriller. Er überzeugt mit viel Spannung , Nervenkitzel und Emotionalität.
Die Autorin erzählt Helens Geschichte, die nicht einfach ist und gerade mich wirklich sehr berührt und nicht losgelassen hat.
Er ist tiefgründig, düster und bringt so manche Abgründe zutage.
Ein klare Leseempfehlung.