[Rezension] Anne Frasier – Ich bin nicht tot (Jude Fontaine 1)

Autor: Anne Frasier
Titel: Ich bin nicht tot
Originaltitel: The Body Reader
Übersetzer:

Anu Katariina Lindemann
Teil einer Reihe: Jude Fontaine 1
Genre: Thriller
Erschienen: 13.November 2017
Verlag: Heyne 
ISBN: 978-3453439061 
Seitenanzahl: 432
Preis: Taschenbuch 9,99€, Ebook 8,99€
Wertung: 5/5
Bildquelle/Cover: © Heyne Verlag  

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Sein Gesicht zu lesen war ihre gesamte Existenz

Drei Jahre lang wurde Detective Jude Fontaine von der Außenwelt ferngehalten. Eingesperrt in einer unterirdischen Zelle hatte sie zu niemandem Kontakt außer ihrem sadistischen Entführer. Nach ihrer Flucht bleibt ihr nur ein unstillbares Verlangen nach Gerechtigkeit. Obwohl ihre Kollegen an ihrer psychischen Gesundheit zweifeln, nimmt sie ihre Arbeit in der Mordkommission wieder auf. Ihr neuer Partner, Detective Uriah Ashby, traut ihrer Zurechnungsfähigkeit nicht, doch ein Killer ist unterwegs und ermordet junge Frauen. Die Detectives haben keine Wahl: Sie müssen zusammenarbeiten, um den Psychopathen zu stellen, bevor er sein nächstes Opfer findet. Und niemand kennt sich mit Psychopathen so gut aus wie Jude Fontaine …

Quelle:© Heyne Verlag

Schon früher habe ich die Thriller von Anne Frasier sehr gern gemocht. Als ich jetzt hörte, das es neues von ihr gibt, war ich sehr gespannt auf mehr.
Hierbei handelt es sich um den Auftakt der Jude Fontaine Reihe.
Der Schreibstil von Anne Frasier ist sehr einnehmend, fließend und bildgewaltig. Im Nu war ich von dem Buch nicht mehr wegzubekommen. Der Sog hatte mich einfach wieder einmal erfasst.

Der Einstieg begann gleich sehr nervenzehrend und explosiv. Man taucht ein, in Judes Leben und begreift, was in ihr brennt, was sie erleidet, welche Qualen sie aussteht. Dabei ist ihre Entführung, die sie von ihrem früheren Leben abschnitt, nicht Vergangenheit. Sie ist präsent, man spürt sie mit jedem Atemzug.
Man fühlt  mit ihr, leidet stumm und wartet voller Spannung, was als nächstes folgt.
Bei diesem Thriller erfährt man verschiedene Perspektiven, aus der Sicht eines Erzählers. Man erlebt Jude, Uriah, aber auch den Täter hautnah. Das verschafft nicht nur mehr Raum, dadurch wird es einfach greifbarer und man zittert nur umso mehr mit.

Jude ist eine Frau, die mir sofort ans Herz ging. Sie ist kaputt, ohne Frage. Aber wie kann sie das auch nicht sein, bei dem was sie mitmachen musste. Wie kann eine Seele so etwas ertragen, ohne Schaden zu nehmen?
Doch anhand Jude wird sehr gut aufgezeigt, das man nicht zerbrechen muss. Das man Stärke besitzt, die auftstehen und weitermachen lässt.
Man erfährt mit der Zeit immer mehr über ihren Hintergrund und was sie selbst als Menschen ausmacht. Dadurch kann man sich noch besser in sie hineinversetzen und ihrem Handeln folgen.
Dabei geht es nur vordergründig um Jude und ihr Martyrium. Da draußen ist längst noch ein anderer Psychopath, der junge Frauen in seine Gewalt bringt, ermordet.
Jude und ihr neuer Partner nehmen die Fährte auf und niemand kann das Böse so gut sehen, wie Jude selbst.
Wird es ihr letztlich dabei helfen , ihn zu schnappen oder ist es ihr eigener Untergang?

Mir hat dieser Thriller wirklich enorm gut gefallen. Anne Frasier versteht es den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten und immer wieder hochschellen zu lassen. Sie legt langsam Fährten und ist man erstmal auf einer rechten Spur, so tut sie das unmögliche. Sie schwenkt in eine andere Richtung und stürzt den Leser somit vollends in Verwirrung.
Dabei hatte ich oftmals tatsächlich das Gefühl, das Judes Leben enorm viel Raum einnimmt. Aber genau dieser Umstand ist auch wichtig, um sie besser verstehen und verinnerlichen zu können.
Nicht selten hatte ich Angst, sie verliert sich dabei selbst und verfällt dem Wahnsinn.
Es gab einige Szenen, die haben mir einfach nur Gänsehaut über den Rücken rieseln lassen. Ich kam kaum zum Luft holen, weil ständig neues passierte.
Und während man in die Seele und die Qualen der Ermittlerin eintaucht, folgt man auch voller Spannung den Emittlungen. Diese sind nicht weniger gut ausgearbeitet, auch wenn ich mir manchmal gewünscht hätte, daß man den Fokus etwas mehr darauf gerichtet hätte.
Ich hatte keine Ahnung wohin mich das Ganze führen würde, doch plötzlich war alles an seinem richtigen Platz.
Man sah klar und wusste plötzlich, warum es so war, wie es war.
Es war nachvollziehbar, schockierend und machte mich sprachlos.
Das Böse ist zum greifen nah und man taucht in die Abgründe ein, die tiefer kaum sein könnten.
Ein Thriller der pures Grauen auslöst und an den Rand der Belastbarkeit bringt.
Es geht um Schmerz.
Emotionalen, körperlichen. Dabei versteht es die Autorin , dies recht eindringlich zu verdeutlichen. Es zeigt auf, was man durchlebt, was es mit den Menschen macht, wie es sie verändert. Welche Qualen, welche Zerrissenheit und welche Kämpfe es bedeutet. Aber man begreift auch, wie das Umfeld damit umgeht.
Vergangenheit ist nicht länger Vergangenheit. Präsenter und greifbarer denn je. Die Grenzen verschwimmen unmerklich ineinander. Alles explodiert über einem und der Tumult bricht los.
Ein Thriller dessen Wendungen mich ganz besonders in Atem gehalten haben und dessen Abschluss wirklich sehr gut gelungen ist. Es ist zwar nicht sehr blutig, dennoch ist es psychologisch sehr gut ausgearbeitet und bringt den Leser wirklich zum zittern und mitfiebern.
Eine Thematik die nicht kaltlässt uhd deswegen auch so mitreißt. Ich bin schon sehr gespannt auf den Folgeband.

Anne Frasier ist zurück.
Ihr Auftakt der Jude Fontaine Reihe ist sehr komplex, nervenzehrend und abgründig.
Eine Frau die weiß, was Qualen bedeuten und ein Täter, der immernoch auf der Jagd ist.
Eine komplexe Handlung und Charaktere , die unweigerlich ans Herz wachsen.
Das Wort Schmerz bekommt eine völlig neue Bedeutung und man begreift, das die Abgründe enorm tief werden können.
Ein Thriller, bei dem auch die Ermittlungsarbeit nicht zu kurz kommt, der aber besonders durch die Wendungen beeindruckt.
Unbedingt lesen.

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