[Rezension] Karen Dionne – Die Moortochter

Autor: Karen Dionne
Titel: Die Moortochter
Originaltitel: The Marsh King’s Daughter
Übersetzer: Andreas Jäger
Teil einer Reihe: 
Genre: Psychothriller
Erschienen: 24.Juli 2017
Verlag: Goldmann 
ISBN:  978-3442205356
Seitenanzahl: 384
Preis: Broschiert 12,99€, Ebook 9,99€
Wertung: 4/5
Bildquelle/Cover: © Goldmann Verlag 

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„Helena Pelletier lebt in Michigan auf der einsamen Upper Peninsula. Sie ist eine ausgezeichnete Fährtenleserin und Jägerin – Fähigkeiten, die sie als Kind von ihrem Vater gelernt hat, als sie in einer Blockhütte mitten im Moor lebten. Für Helena war ihr Vater immer ein Held – bis sie vor fünfzehn Jahren erfahren musste, dass er in Wahrheit ein gefährlicher Psychopath ist, der ihre Mutter entführt hatte. Helena hatte daraufhin für seine Festnahme gesorgt, und seit Jahren sitzt er nun im Hochsicherheitsgefängnis. Doch als Helena eines Tages in den Nachrichten hört, dass ein Gefangener von dort entkommen ist, weiß sie sofort, dass es ihr Vater ist und dass er sich im Moor versteckt. Nur Helena hat die Fähigkeiten, ihn aufzuspüren. Es wird eine brutale Jagd, denn er hat noch eine Rechnung mit ihr offen …“

Quelle: © Goldmann Verlag

Als ich dieses Psychothriller begonnen hatte, habe ich so meine ganz eigenen Vorstellungen davon gehabt, wie sich das Ganze entwickeln würde.
Was ich nicht bedacht habe, es entwickelte sich völlig anders als erwartet.
Die Spannung ist dabei eher unterschwellig spürbar und das passt gerade hier besonders gut.
Im Zentrum des Ganzen steht Helena, denn es ist ihre Geschichte und doch ist es wiederum die Geschichte ihrer Familie.
Das klingt zunächst ziemlich verworren und undurchdringlich, aber wenn man sich mit dieser Geschichte auseinandergesetzt hat, kann man es nicht anders bezeichnen.
Die drückende und düstere Atmosphäre legte sich sofort mit aller Kraft über mich.
Dadurch empfand ich es am Anfang, als ziemlich schwer und kam nur stückchenweise vorwärts.
Die Autorin arbeitet mit sehr vielen Details, gerade was das Leben im Moor anbelangt.
Mir persönlich hat das sehr gut gefallen, denn es führt dazu, daß man es sich wirklich sehr gut vorstellen kann.
Hierbei erfahren wir auch ausschließlich die Perspektive von Helena, was ihr sehr viel Raum und Tiefe schenkt.
Helena ist nicht wie andere junge Frauen. Sie ist anders, unnahbar, kühl und auch einen Hauch von Abgeklärtheit umgibt sie. Anfangs mag das nicht unbedingt sympathisch wirken. Doch ihre Entwicklung hat dazu beigetragen, das ich sie immer mehr ins Herz geschlossen habe und sie auch immer besser verstehen konnte.
Wenn man erlebt hat, was sie erlebt hat, ich glaube, dann geht es einfach nicht anders.
Denn ihr Leben war nie einfach und doch war sie ein Stück weit glücklich.
Es war für mich anfangs schwer zu begreifen und doch konnte ich etwas Verständnis aufbringen.
Schmerz, Leid, innere Konflikte, damit kennt sie sich aus und ist daran gewachsen.
Als ihr Vater aus dem Gefängnis ausbricht, bricht ihre heile Welt im Nu zusammen und plötzlich holt sie die Vergangenheit ein.
Man erlebt hier kein perfides Katz- und Mausspiel.
Das Ganze geht sehr viel tiefer. Ist dramatischer und grauenvoller, als man es sich je auch nur ansatzweise vorstellen könnte.
Man erfährt ihre Geschichte. Man unternimmt mit ihr eine Reise in die Vergangenheit und gleichzeitig erlebt man auch einiges aus der Gegenwart.
Dadurch wird hier in Vergangenheit und Gegenwart immer wieder hin- und hergeschwenkt.
Wobei ich wirklich sagen muss, daß mir gerade der Gegenwart zu wenig Raum geschenkt wurde. Besonders am Ende hätte man das Ganze noch mehr ausarbeiten können, denn es ging mir einfach zu schnell.

Der mitreißende und lebendige Schreibstil der Autorin hat mir wirklich unheimlich gut gefallen. Sie sorgte dafür, das ich das Buch nicht einen Moment aus der Hand legen konnte. Im ersten Teil des Buches gab es zwar hier und da mal Längen, meinen Lesefluss störte das jedoch nicht.
Es ist wichtig die Details in sich aufzunehmen, denn sie gehören zu dem großen Ganzen, daß diese Geschichte ausmacht.
Mir ist Helenas Geschichte mit jeder Zeile mehr unter die Haut gegangen und stellenweise hab ich mich tatsächlich gefürchtet.
Es ist grausam keine Frage. Aber das Ganze spielt sich vor allem auf der emotionalen und psychologischen Ebene ab. Auch wenn die körperlichen Gewalttaten auch nicht ohne sind.
Mir hat dieser Psychothriller unheimlich gut gefallen. Gerade weil er anders war, als man erwarten würde.
Er zeigt die menschlichen Abgründe Stück für Stück sehr gut auf und zeigt was es heißt, ein Leben in Furcht zu verbringen.
Emotional wird man ziemlich gefordert.
Mich hat besonders fasziniert, wie diese Familie im Moor gelebt hat, fern von jeglicher Zivilisation.
Welche Werte Helena vermittelt wurden, wie sie erzogen wurde und was sie leisten musste.
Das ganze wird sehr glaubhaft wiedergespiegelt und man kann sich tatsächlich vorstellen, wie das Ganze abgelaufen ist.
Mir erschien es wirklich teilweise grausam und doch konnte ich mich dem ganzen nicht verschließen.

Die Charaktere sind dabei sehr gut ausgearbeitet, so das man sie sehr gut greifen und verinnerlichen kann. Helenas Eltern wirken zwar trotz allem sehr blass, dennoch passt es zu ihren Positionen.
Es gab einige Wendungen, die mich wirklich überrascht haben und mit denen ich manchmal nicht gerechnet habe.
Ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Werk der Autorin.

„Die Moortochter“ ist ein sehr düsterer und einnehmender Psychothriller, der Stück für Stück immer mehr unter die Haut geht.
Er ist eindringlich, subtil und macht dem Leser klar, was es heißt Furcht zu empfinden.
Eine Story die sich völlig anders entwickelt als gedacht, aber auf ganzer Ebene gelungen.
Ein klare Leseempfehlung.

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