[Rezension] Kathryn Croft – Girl With No Past
Autor: Kathryn Croft
Titel: Girl With No Past
Originaltitel: The Girl With No Past
Übersetzer: Barbara Müller
Teil einer Reihe: /
Genre: Gegenwartsliteratur
Erschienen: 16.Februar 2017
Verlag: INK
ISBN: 978-3863961015
Seitenanzahl: 368
Preis: Broschiert 15,00€, Ebook 11,99€
Wertung: 3/5
Bildquelle/Cover: © Bastei Lübbe Verlag
„Ich wusste sofort, dass ich etwas in Händen hielt, was ich nicht sehen wollte. Dennoch zog ich die Karte aus dem Umschlag und starrte auf die Schrift.
Alles Gute zum Jahrestag!
Ich fürchtete, mich übergeben zu müssen, faltete dennoch die Karte auseinander. Auf der Innenseite stand mein Name.
Leah
Einzig mein Vorname. In kindlicher Schrift. Jeder Buchstabe hatte eine andere Größe. Ich warf die Karte zurück auf den Tisch, als könnte sie mir körperliche Schmerzen zufügen. Meine Wohnung schien noch kleiner zu werden, als versuchte sie, mich zu erdrücken …
Meine Vergangenheit holte mich ein.“
Quelle: https://www.luebbe.de/lyx/buecher/frauenromane/girl-with-no-past/id_6111544
„Girl With No Past“ ist ein psyhologischer Spannungsroman. Ein Buch über Schuld und über eine verhängnisvolle Vergangenheit.
In das Buch selbst kam ich von Anfang an recht gut hinein, was am flüssigen Schreibstil der Autorin liegt.
Ziemlich schnell lernt man Leah kennen, aus deren Perspektive man auch alles erlebt.
Leah hat mir ziemliches Kopfzerbrechen bereitet. Denn es fiel mir lange Zeit schwer, sie überhaupt richtig einzuschätzen. Sie ist unnahbar, kühl, so als wäre sie fast gar nicht vorhanden. Was auch wirklich gut zu ihrem Lebensstil passt. Sie kapselt sich ab, versucht nicht sichtbar zu sein. Alles folgt einer gewissen Ordnung. Einer Ordnung die ihr Sicherheit gibt und nach der sie lebt. Das ganze hatte schon etwas manisches an sich und man wartet eigentlich darauf, das der große Einbruch kommt.
Was auch ziemlich bald passiert.
Ob sie mir sympathisch war, kann ich gar nicht sagen. Stellenweise konnte ich mich ihr annähern. Etwas von ihrem Leid und ihrer Verzweiflung in mich aufnehmen. Es bleibt jedoch noch viel verborgen und man fragt sich automatisch, was es mit ihrer Schuld auf sich hat.
Was passiert ist, das sie sich so vor dem Leben verschließt. Ja, es sich nicht mal erlaubt glücklich zu sein.
Man erlebt hierbei verschiedene Zeitebenen. Die Gegenwart (2014) und die Zeit im Raum von 1995 – 2003. Das Ganze immer im Wechsel, was die Spannung natürlich beträchtlich erhöht.
Die Atmosphäre ist dabei eher ruhig, düster und trostlos gehalten und die Spannung ist eher unterschwellig spürbar.
Die Gegenwart empfand ich teilweise als ziemlich zermürbend, es gab dabei wirklich Stellen, die mich etwas gelangweilt haben. Die Autorin arbeitet dabei mit vielen Details.
Man lernt Leah und ihr Umfeld kennen und langsam aber sicher dringt man zu ihrem Geheimnis vor.
Ihre Vergangenheit hat mich richtig in Atem gehalten und ich wollte einfach nur hinter ihr Geheimnis kommen.
Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.
Beide Zeitebenen sind sehr interessant gestaltet und bestechen durch einige Wendungen, die dem ganzen mehr Auftrieb geben.
Leahs Entwicklung ist dabei gut spürbar. Man kann quasi dabei zusehen, wie sie langsam aber sicher ihren Kokon verlässt.
Das ganze hat viel mit Besessenheit und Stalking zutun. Besonderes letzteres fand ich gut umgesetzt.
Leahs Verzweiflung und Panik wuchs immer mehr , man wartete förmlich auf den ganz großen Knall.
Immer mehr verdichteten sich die Spuren und ich hatte so meine Vermutungen wer hinter allem steckt.
Die Autorin arbeitet hier jedoch gekonnt mit gelungenen Wendungen, so das es einige Überraschungen gab. Man sieht es nicht kommen und ist dann besonders sprachlos.
Worauf es hinauszielte, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber die Idee dahinter ist wirklich gut. Schon deswegen weil man gekont in die Irre geführt wird.
Der Abschluss jedoch war mir etwas zu flach, da hatte ich mir etwas mehr Explosivität und mehr Eindringlichkeit erhofft. Auch wenn es da noch etwas gab, was ich nicht erwartet habe und das defintiv gut platziert war. Auch blieben für mich leider noch kleinere Fragen offen.
Ebenso wirkten die Charaktere etwas blass und farblos, auch wenn man immer wieder etwas über sie erfährt.
Der Autorin ist es wirklich gut gelungen die Ängste zu schüren und die Abgründe der menschlichen Seele zu offenbaren. Aber gleichzeitig zeigt sie auch, das alles was wir tun, immer Konsequenzen hat, die man oftmals nicht einschätzen kann. Das man die Kraft haben muss sich dem zu stellen und nicht wegzulaufen.
Mit kleinen Abstrichen ein wirklich gelungenes Lesevergnügen.
Ein Buch über Schuld und Unschuld, über Besessenheit und Stalking.
Besonders letzteres war sehr interessant.
Es besticht vor allem durch psychologische Spannung und die Grundidee dahinter. Leah ist eine interessante und durchwachsene Persönlichkeit und aufgrund einiger Wendungen bin ich wirklich durch dieses Buch geflogen.
Neben ein paar Abstrichen wirklich gelungen.