[Rezension] Karin Slaughter – Pretty Girls

Autor: Karin Slaughter
Titel: Pretty Girls
Originaltitel: Pretty Girls
Übersetzer: Fred Kinzel
Teil einer Reihe: /
Genre: Thriller
Erschienen: 7.Dezember 2015
Verlag: HarperCollins
ISBN: 978-3959670074
Seitenanzahl: 500
Preis: Gebundene Ausgabe 19,90€, Ebook 18,99€
Wertung: 5/5
Bildquelle: https://www.harpercollins.de/buecher/krimis-thriller/pretty-girls

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„März 1991. Nach einer Party kehrt die 19-jährige Julia nicht nach Hause zurück. Die eher halbherzig geführten Ermittlungen laufen ins Leere. Eine Leiche wird nie gefunden. Weder die Eltern noch die beiden Schwestern der Vermissten werden je mit dem Verlust fertig. Vierundzwanzig Jahre später erschüttert eine brutale Mordserie den amerikanischen Bundesstaat Georgia. Und die frisch verwitwete Claire ist vollkommen verstört, als sie im Nachlass ihres verstorbenen Mannes brutales Filmmaterial findet, in dem Menschen ganz offensichtlich vor der Kamera auf grausame Weise ermordet werden. Eines der Opfer glaubt sie zu erkennen. Doch was hatte ihr verstorbener Mann damit zu tun? Wer war der Mensch wirklich, den sie über zwanzig Jahre zu kennen glaubte? Claire begibt sich auf eine lebensgefährliche Spurensuche, die sie immer dichter an eine unfassbare Wahrheit führt. Und an den eigenen Abgrund…“

Quelle: https://www.harpercollins.de/buecher/krimis-thriller/pretty-girls

Da ich ein großer Fan der Autorin bin, war es unabdingbar für mich ihr neuestes Werk zu lesen.
Alles beginnt damit das am 4.März 1991 die 16jährige Julia spurlos verschwindet, diese Tat wurde nie aufgeklärt.
24 Jahre später verschwindet erneut ein Mädchen.
Der Beginn einer komplexen Story die an Grauen und Abgründigkeit nicht zu toppen ist.
Der Einstieg gelang mir auch ohne Probleme.
Am Anfang wusste ich noch nicht so recht wie alles zusammenhängen sollte.
Denn zunächst lernt man Claire kennen, die ihren Mann verliert.
Ich fand dieses Erlebnis unglaublich ergreifend und grauenvoll. Denn der Schmerz den Claire dabei empfand konnte man nur allzu sehr spüren, es ging quasi in mich über. Fast hatte ich das Gefühl, ich würde mich an Claires Stelle befinden.
In diesen Zeilen spürt man schon wie sehr sie Paul liebt und sein Verlust für sie kaum zu ertragen ist.
Aber man bemerkt auch eine gewisse Abhängigkeit. Denn Paul hat Claire immer alles abgenommen. Was also soll nun werden, wenn er nicht mehr da ist?
Ich hab mich natürlich schon gefragt, wie gesund so eine Beziehung ist. Auf einer Seite wirkt sie sehr harmonisch, was alleine die vielen Liebesbekundungen zeigen. Aber auf der anderen Seite, kann das natürlich auch sehr kontrollierend wirken.
Claire selbst war mir sympathisch, dennoch war ich der Meinung sie ist zu weich, sie brauch mehr Selbstbewusstsein und mehr Eigenständigkeit. Es wirkte auf mich so, als hätte sie sich nicht vollständig abgenabelt.
Zu Paul selbst fand ich zunächst keinen Zugang, er wirkte sehr selbstsicher und liebevoll um Claire bemüht.
Als nächstes lernt man Lydia kennen. Sie erschien mir anfangs etwas verschroben, erst nach und nach hab ich erkannt wieviel Liebe und Tragik hinter ihrer Person steckt. Sie empfand ich als sehr facettenreiche Persönlichkeit, in der noch einiges steckt, als es zunächst den Anschein hat.
Aktuell schwebt ein Vermisstenfall über der ganzen Sache, der allen Beteiligten keine Ruhe lässt.
Nach dem Raubüberfall auf Claire und Paul , findet ein Einbruch in ihrem hochgesicherten Haus statt.
Und das ist der Punkt wo die Geschichte das erste Mal Auftrieb erhält.
Claire muss in langsamen und quälenden Zügen erkennen, das sie Paul nie kannte.
Man muss sich das mal vorstellen, sie hat mit Paul fast 20 Jahre zusammengelebt und plötzlich muss sie erkennen wer er wirklich war.
Ein Umstand der ihr Leben völlig aus den Angeln hebt und alles bis dahin dagewesene komplett  auf den Kopf stellt.
Das ganze Ausmaß begereift sie erst nach und nach.
Es ist bestialisch, es ist abgründig und kaum zu fassen.
Claire versucht herauszufinden, wer Paul wirklich war.
Dabei muss sie erkennen, daß sie niemandem trauen darf.
Doch was steckt hinter alledem?
Ein Komplott?
Ein riesiges Netzwerk?
Und was geschah damals wirklich mit ihrer Schwester Julia, die spurlos verschwand?
Man spürt zwischendrin immer wieder wie sehr das Verschwinden von Julia an den Nerven der Familie zehrt. Es zeigt was es eigentlich angerichtet hat und wie sehr die Ungewissheit quält.
Auf ihrer Suche nach der Wahrheit kommt sie mitunter selbst an ihre eigenen Grenzen, sie wächst aber auch dabei über sich hinaus.
Sie erfährt schockierendes,es trifft sie emotional, es offenbart ihr völlig neue Sichtweisen. 
Es zieht sich ein Strudel durch Manipulation, Macht und Abgründigkeit durch das Buch.
Mir hat besonders zu schaffen gemacht, was zwischen den Zeilen stand. Es zehrt an den Nerven, es dehnt das Grauen unsagbar aus. Und in jeder Zeile fühlt man unsagbar mit den Beteiligten mit.
Dabei schafft es Karin Slaughter auch durch gezielte Beschreibungen , uns die Umgebung nahe zu bringen. Man konnte sich alles sehr gut vorstellen.
Die eigene Phantasie hat das eigentliche grauenhafte Szenario hervorgebracht. Denn es ist wirklich unglaublich und schwer zu ertragen was man hier erfährt.
Es hat in mir Wut, Trauer, Verzweiflung, aber auch Ängste ausgelöst.
Es ist ein Buch das mitten ins Herz trifft und den Schmerz dort nochmal ausweitet.
Durch gezielte Wendungen an verschiedenen Stellen schafft es die Autorin der Geschichte immer wieder Auftrieb zu verschaffen. Die Spannung war dabei in jeder Zeile spürbar.
Der Abschluss war nochmal sehr exoplosiv und emotionsgeladen.

Die Charaktere wirken klar und geradeheraus und vollkommen authentisch. Besonders Lydia und Claire gewinnen immer mehr an Seele und Leben.
Einige Personen blieben auch etwas blass, das machte die Gesamtstory aber nicht weniger spannend.
Ganz im Gegenteil, die Spannung erhöht sich dadurch nochmal.
Man konnte ihre Handlungen und Gedanken stets gut nachempfinden.
Die Handlung an sich ist gut durchstrukturiert und glänzt vor allem durch die Spannungshäppchen die uns immer wieder zugeworfen werden. Das abgründige hinter dieser Story ist einfach nicht zu überbieten und trifft den Leser bis ins Mark.
Zu keiner Zeit ist es irgendwie vorhersehbar, eine Überraschung jagte quasi die nächste.

Hierbei erfahren wir die Perspektiven von Lydia und Claire, was den beiden besonders viel Raum und Tiefe verschafft. Man fühlt sich ihnen nah und nimmt dadurch ihre Gefühle umso mehr wahr.
Hin und wieder erfährt man auch etwas über Tagebucheinträge, es ist jedoch nie ganz klar, von wem diese stammen.
Die einzelnen Kapitel sind normal gehalten.
Der Schreibstil der Autorin ist fließend und stark einnehmend , aber auch bildgewaltig und mitreißend gestaltet.
Das Cover und der Titel passen gut zum Buch.
Zusätzlich gibt es auch noch ein Vorgeschichte. „Tote Blumen“ erzählt vom Verschwinden Julias.

Ein Thriller der mich bis ins Mark getroffen hat und vor allem dadurch schockiert, in dem was zwischen den Zeilen steht.
Eine tiefgründige Story, eine große Brisanz und interessante Charaktere machen dieses Buch zu einem echten Highlight.
Für mich eines der besten Bücher der Autorin.
Eine klare Leseempfehlung.
Ich vergebe 5 von 5 Punkten.

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